René Schickele an Alfred Neumann
Sanary-sur-Mer, 15. Februar 1933

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Original: Monacensia. Literaturarchiv und Bibliothek. München.

15.2.33.

Mein Lieber,

ich lag auf der Nase. Aber jetzt ist es so toll Frühling geworden, dass es mich richtig aufgehoben hat. Kommen Sie! Kommen Sie schnell! Die Provence ist überschwemmt von blühenden Mandelbäumen, Sie machen sich keinen Begriff von dieser Schönheit. Und es sind paar nette Leute in der Nähe, ganz und gar unseres Sinnes: Klossowski und seine Freundin Hilde Stieler (die Sie vielleicht von München her kennen), Meier-Graefe u. Frau, die Wiener Moll's (Werfels Schwiegereltern) – Sie wissen, weder goutiere, noch empfehle ich "Geselligkeit", aber das sind nun wirklich famose Menschen. Ich habe meinen Adler mit, wir können die schönsten Fahrten machen.

Für 30 Frs. pro Kopf ausgezeichnete (volle) Pension mit Zimmer, 35, wenn Sie einen grossen Garten dabei haben wollen. Kennen Sie Toulon (1/2 Stunde von uns)? Viel schöner als Marseille!

Also kommen Sie, Ihre Frau wird es schön haben, und wenn sie gern läuft, wird sie in der meinen einen erstklassigen Mitläufer finden.

Meine 2 kleinen Bücher haben Sie erhalten?

Mit mir grüssen die Meinen herzlichst!
Ihr getreuer
René Schickele