Gottfried Bermann Fischer an Siegfried Kracauer
Berlin, 26. September 1933
Be/Ja
Den 26. September 1933.
Herrn
Dr. S. Kracauer,
Madison-Hotel,
143, Bld. St.-Germain,
Paris 6e
Lieber Herr Doktor Kracauer!
Ich bin leider durch das leichtfertige und unnütze Verhalten des Verlages, den Sie offenbar in dem Schreiben vom 30. August meinen, gezwungen worden, die Beziehungen zu diesem Verlag abzubrechen. Durch eine Zeitschrift, die er herausgegeben hat, hat er einer ganzen Reihe von deutschen Autoren und uns selbst grossen Schaden zugefügt und unsere Bemühungen, die Werke dieser Autoren in Deutschland zu verbreiten, aufs Schwerste gefährdet. Ich bedaure das sehr, weil diese Zeitschrift, um die es sich handelt, genau das Gegenteil von dem erreicht, was offenbar vom Herausgeber beabsichtigt war und sich als schädlich im höchsten Masse in unser aller Interesse erwiesen hat. Hätte man die ursprünglich beabsichtigte Form einer rein literarischen Zeitschrift beibehalten, so hätte sie von grossem Wert und Nutzen sein können. Es tut mir leid, dass ich Sie deshalb nicht an diese Stelle empfehlen kann. Ich halte eine solche Empfehlung aber auch nicht für notwendig.
Es gibt zwei Verlage, die meiner Ansicht nach in Frage kommen. Das eine ist der Verlag Allert de Lange, dessen Lektor Kesten ist (Adresse: Amsterdam, Damrak 62), das andere der Verlag Querido, der die Leitung seiner deutschen Abteilung Dr. Landshoff übertragen hat (Adresse: Amsterdam, Keizersgracht 333)
Mit besten Grüssen
Ihr
Dr. Bermann