Alfred und Kitty Neumann an Hermann Kesten
Los Angeles, CA, 9. März 1941

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Original: Monacensia. Literaturarchiv und Bibliothek. München, mit freundlicher Genehmigung von Alfred Kim Guggenheim.

 

9. März 1941

Lieber Hermann Kesten,

wir sind gut angekommen, heute zwar erst, mit vierzehnstündiger Verspätung infolge eines schweren Güterzugunfalles in New Mexiko – uns empfing Junisonne und die schönste aller Landschaften: ja, Sie sollten hier sein, und ich beginne gleich mit den Sondierungen.

Ich schreibe Ihnen schon, weil mir vorhin Walter Reisch am Telefon sagte, dass er die Theodor-Wolff-Unterstützung nicht mehr habe weiterleiten können, weil sein Onkel und mein Freund nach den letzten (Februar) Nachrichten bereits ebenfalls nach den Staaten unterwegs sei. Es tut mir mehr als leid, dass dadurch eine Verspätung für die Schönberner und Reinhardt-Gelder eingetreten ist. Ich sehe heute abend Bruno Franks und werde Ihnen die 60 $ zurückgeben, es sei denn, dass es mir doch noch gelingt, einen anderen, ebenso zuverlässigen und günstigen Weg für die Geldüberweisung zu finden.

Benutzen Sie, wenn nötig, diese Hoteladresse für Nachrichten an mich, bis ich Ihnen eine feste Adresse melde.

Ihnen und Ihrer Frau die freundschaftlichsten Grüsse von der meinen und

Ihrem
Alfred Neumann

Meine Lieben, Gott, ist es hier schön! diese Landschaft! Einmal denkt man es ist am Tegernsee, dann ist es wie in Toscana, Zypressen und sanfte Hügel, grün, grün, grün!

Die Hitze ist aber auch italienisch, einen florentiner Juni trafen wir an. Wir fühlen uns sehr glücklich! Seid nochmals herzlich bedankt!

Herzlichst grüßt Euch

Eure Kitty Neumann