Elisabeth Frank an Hermann Kesten
Los Angeles, CA, 17. Juni 1941

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Original: Monacensia. Literaturarchiv und Bibliothek. München, mit freundlicher Genehmigung von Erich A. und Irmgard Frey.

Hollywood, 17.6.41

Lieber Hermann Kesten,

nach allem was Sie fuer Ihre Kollegen getan haben, muessten Sie natuerlich einen Studio-job hier bekommen – wenn es zuginge wie es zugehn sollte. Wir hier wissen alle, was Sie geleistet haben und wieviel Zeit, Kraft und auch Geld Sie zur Rettung vieler Menschen aufgewandt haben. Man kann nur leider den Leuten in den Studios jetzt unter garkeinen Umstaenden mehr einen Vertrag ablocken. Es war, wie Sie ja selbst wissen, eine einmalige spontane Aktion unter dem Eindruck des franzoesischen Zusammenbruchs und da Sie das Glueck hatten, nicht zu den unmittelbar Bedrohten zu gehoeren, so haben Sie das Pech, keinen Vertrag zu haben. Jetzt ist ja alles noch viel schwerer geworden und es ist nicht einmal mehr moeglich, jemand herueberzuholen, geschweige ihm hier einen job zu beschaffen. Anbei sende ich ihnen den Rest eines Funds, den wir einmal fuer Extrazwecke zusammengebracht hatten. Leider ist es nicht mehr – es ist alles was noch da ist.

Mit vielen schoenen
Gruessen Ihre
Liesl Frank.

Ich weiss, dass diese kleine Summe nur ein Bruchteil Ihrer Auslagen ist!