Klaus Mann an Hermann Kesten
New York, NY, 9. September 1941

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Original: Monacensia. Literaturarchiv und Bibliothek. München, mit freundlicher Genehmigung von Frido Mann.

9.9.41

Mr. Herman Kesten
Park Plaza Hotel
50 West 77th Str
New York, NY

Lieber Herman Kesten:

Hier ist Ihre Geschichte zurueck, und es ist eine sehr schoene Geschichte, finde ich: aber gerade deshalb bin ich furchtbar pessimistisch was Ihre Chancen in diesem Lande betrifft. Offen gesagt, ich glaube kaum, dass eine von den gut-zahlenden Zeitschriften sich Ihres ungluecklichen Obersten annehmen wird. Am ersten sehe ich noch eine Chance mit "Partisan" oder "Kenyon" Review, die beide sehr fein und geistvoll sind, dafuer aber auch furchtbar pleite.

Es ist nicht ganz leicht zu definieren, warum ich der Novelle keine Chance fuer "Atlantic" oder "Esquire" oder "Harper's" gebe – von "Liberty" und "Saturday Evening Post" ganz zu schweigen. Sie ist zu grimmig, zu lang, zu komisch, zu europaeisch, zu gut geschrieben und beinah nicht zu uebersetzen und uebrigens wohl auch ein bischen anfechtbar in der Komposition, jedenfalls vom Standpunkt dieser etwas schablonenmaessigen Short-Story-Konstrukteure. Das Mittelstueck mit den Kriegsabenteuern faellt etwas heraus. Der Anfang ist gut, der Schluss besonders gut. Aber werden die Esel das merken?

Viel mehr Gleuck werden Sie bei mir mit Ihrem Aufsatz ueber die Opfer haben, dem ich erwartungsvoll entgegensehe. Dass Sie mir die Sache nicht noch einmal auf die lange Bank schieben!! Eine DECISION in der Hand ist immer noch besser als ein ESQUIRE auf dem Dach.

Herzlichst und auf bald
Ihr
KLAUS